Und dann war da ein Schulfest …

In meinem „Nebenberuf“ als Pähh… Päda… … als Lehrer kam ein gern angenommener Auftrag auf mich zu, nämlich das sommerliche Schulfest zum Schuljahresausklang tontechnisch zu betreuen. Technik sollte komplett gestellt werden. Es ging also darum, sich hinzustellen und mit gekonntem Knöpfchen drehen die Schüler- und andere Bands angemessen Gehör zu verschaffen … dachte ich zumindest.

Vorgesehen war ein Digitalpult mit 12 Mikrofoneingängen. Bei voller Bandbesetzung wäre das schon grenzwertig bzw. hätte ein endloses hin und her Stöpseln zur Folge gehabt, weil ja mehrere Bands mit sehr unterschiedlicher Instrumentenkonstellation angemeldet waren. Doch dazu sollte es gar nicht kommen, denn der DHL Streik machte dem Ganzen einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Samstag sollte der Schwoof starten, Freitag kam die Meldung, dass das Pult noch nicht angekommen sei. Ich also ins Studio und dort den gesammten Technikaufbau auseinander genommen und Pult sowie Effektrack zum Gig gekarrt.
Zumindest Kanalseitig sollte ich mit meinem betagten 24-Kanal Behringer-Pult allen anfallenden Aufgaben gerecht werden können und nach dem Soundcheck war ich auch heilfroh, das Riesenteil parat gehabt zu haben. Wenn sich eine Band mit Drums, Bass, 2 Gitarristen, Violine und 3 mal Gesang ankündigt, ist man ja bei sparsamer Mikrofonierung bei 11 Kanälen. Da hätte man bei dem eigentlich vorgesehenen Digitalpult schon zu tun gehabt. Wie sich herausstellte, hatten beide Gitarristen jeweils ein E-Gitarren- UND ein Akustikgitarren-Setup, also keine 2, sondern 4 Kanäle nur für Gitarre! Nachträglich vielen Dank an DHL, dass ich nicht mit dem kleinen Digitalpult da stand!!!

09:00 Uhr Ankunft am Veranstaltungsort, Soundcheck abgeschlossen so gegen 12:00 Uhr. Der verantwortliche Kollege meinte, der Profi-Tonmann von letztem Jahr war langsamer und dessen Sound auch nicht so toll gewesen, so weit, so gut. Allerdings zeigte das Pult ein paar Altersschwächen, indem sich einige Preamps immer mal verabschiedeten. Panisches Drehen am Preamp-Regler brachte meist Abhilfe, aber ich bekam leichte Bedenken, wie sich dies denn im späteren Konzertbetrieb auswirken würde.

15:00 Uhr Beginn der Veranstaltung. Erste Künstlerin eine Schülerin der 8. Klasse nur mit Keyboard-Begleitung … und die sang einen mal eben komplett über den Haufen. Ich hatte Gänsehaut! Danach ging es gleich mit einem 7.Klässler weiter. Er allein mit Gitarre ließ Ed Sheeran blass aussehen. Boar! Weiter ging es mit verschiedenen Bands und Einzelkünstlern. Die waren auch nicht schlecht, kamen für mich aber nicht mehr an die beiden Ausnahmetalente an. Gerockt hat es trotzdem ganz ordentlich. Aber dann kam es, wie es kommen musste. War es beim Soundcheck noch der Snare-Kanal, der immer wieder ausfiel, war nun ausgerechnet der Hauptgesangskanal dran. Dank Rücksprache mit den Künstlern wussten diese Bescheid und gingen auch durchweg professionell mit den Umständen um. Etwas peinlich war es trotzdem, war ja immerhin meine Technik. Andererseits war es schon lustig, dass ich mittlerweile so viel Kram angesammelt habe, um ein doch recht aufwändiges Live-Event abwickeln zu können.

Dabei überzeugt mich auch immer wieder der ansich bill… ähh, günstige Behringer 4-fach Kompressor. Für schnelle Bass und Gesangskompression hat sich das Ding als zuverlässiges Set-and-Forget Gerät bewährt. Weiterhin war mal wieder erkenntnisreich, dass man ein Schlagzeug auch mit nur 4 Kanälen durchaus amtlich klingen lassen kann. Das nervt mich jedesmal bei solchen Hinterhofkonzerten, wo der zuständige Sozialarbeiter gleichzeitig mal den Tonmann spielt und dann an Knöpfen dreht, an denen gar kein Signal anliegt und dann Bestätigung suchend in die Runde blickt, dass der Sound ja nun viel besser klingen sollte. Diese gehen dann meistens einfach mal ihr Halbwissen durch und nehmen ein Schlagzeug mit 20 Mics ab, die sie dann auch alle komprimieren und laut machen bzw. die Kanalfader so stellen, wie es mal in einem Buch erklärt wurde. Live-Sound ist aber immer PA PLUS Bühnensound (Es sei denn, man spielt in der ganz großen Liga wo der Zuschauer nix mehr vom Bühnensound mitbekommt.) und meist ist das Schlagzeug in den kleineren Örtlichkeiten eh laut genug.

Womit ich zur zweiten großen Herausforderung des Abends kam … Bassisten!

Ich hatte ja schon so meine Bedenken, als der Bassist einer Band seine 4 (in Worten VIER!) 4x10er Bassboxen aufbaute. Dann packte er sein Floorboard aus mit wahnsinnig tollen Stereoflanger Effekten und solchem Kram. Stereoeffekte … bei nem Bass! Ich schlauer Fuchs konnte ihn aber dazu überreden, das Board wegzulassen, da eins der Pedale einen üblen Brummer hatte. Trotzdem lief das Ganze immer mehr in Richtung Katastrophe.

Soundcheck der Band: Bass zu laut (völlig überraschend!). Ich fahre nach und nach den Pultregler für den Basskanal runter, bis der schließlich ganz aus war … immernoch zu laut. Ich gehe zur Bühne und spreche den Bassisten darauf an, dass er grad den kompletten Bandsound tötet. Wissend zustimmende Blicke der Bandkameraden … völlige Verständnislosigkeit beim Bassisten. O-Ton „Die Boxen brauchen doch den Input, um ihren vollen Klang zu entwickeln!?!“ Ja, klar, diese 0,2% Soundfärbung sind ja auf nem Volksfest total wichtig. Und deshalb muss man auch 4(!) Boxen auf die Bühne wuchten. Immerhin brachte ich ihn dazu, seine Lautstärke ETWAS herunterzuregeln. So hatte man dann wenigstens etwas von den anderen Instrumenten hören können. Sein Kommentar: „Ich hör mich gar nicht mehr.“ Komisch, der volltaube Opa 10 Kilometer entfernt hat ihn hören können.

Resultat des Prozederes: Die Band hat ganz gut gerockt, Spielfreude und Stageperformance war alles da. Aber das Stirnrunzeln des Publikums bezüglich des basslastigen Sound war deutlich zu sehen. Leider gingen diese Blicke auch wiederholt in meine Richtung. Immer eine tolle Sache, wenn man für solche Egomanen dann den Buhmann spielen muss. Ach ja, hatte ich erwähnt, dass er immer mal zwischen zwei Bässen gewechselt hat und man tatsächlich eine Veränderung im Sound hören konnte. Der eine Bass klang mist, der andere unterirdisch! Das hat sich ja dann auch voll gelohnt.

23:30 war der Schlussakkord zu hören. Einpacken ging dann relativ schnell und irgendwann war man dann auch mal zuhause. Fazit des Abends:

– Bassisten, hör mir auf!
– Rechne immer damit, dass die Technik keine Lust hat.
– Meine Herren, können Schüler singen!
– Live-Sound scheine ich irgendwie zu können.
– Nächstes Jahr auf’s Neue!

In diesem Sinne
eighty

PS: ich hatte sogar ein Photo gemacht, aber das ist scheinbar dem Handy-Wechsel zum Opfer gefallen. Mist!