Mach mir den Ton, Mann!
Bisher stand ich ja hauptsächlich AUF der Bühne. Aber die Jungs von Watership Down wollten ihre Live-Show mit meinen tontechnischen Künsten veredeln und fragten mich, ob ich nicht mal bei einem ihrer Konzerte den Tonman mache.
Neben Watership Down traten zudem Restless Dreams und als Headliner Triekonos auf, sodass ich insgesamt drei Bands zu betreuen hatte. Achso, hatte ich erwähnt, dass ich bisher nur im Tonstudio an den Reglern gedreht hatte und dies mein erster Live-Job war? Im Grunde weiß man ja als Live-Musiker, was da alles zu machen ist und ich hatte mich auch in die einschlägige Fachliteratur eingelesen. Aber wissen, wie es geht und selber machen sind ja trotzdem nochmal verschiedene Sachen. In jedem Fall sollte es interessant werden.
Nach Rücksprache mit den Bands und den Haustechnikern der Halle5 hatte ich ein relativ klares Bild von der Aufgabe, die auf mich zukommen sollte. Sicherheitshalber hatte ich auch noch ein paar Geräte aus meinem Fundus am Start, um mich nicht ausschließlich auf die Technik vor Ort verlassen zu müssen. Im Zweifelsfall habe ich lieber einen Kompressor zu viel als zu wenig.
Dankenswerter Weise hatten die Jungs von der Halle5 als wir ankamen schon alles soweit vorbereitet. Ich brauchte also nur mein Zeug mit anstöpseln und dann meinen Trieb zum Innenausstatter im Aufstellen von Mikrofonständern auf der Bühne ausleben. Da ging es aber auch schon los. Mein mitgebrachtes Effektgerät hatte Klinkenbuchsen, die Auxwege vom Pult waren aber auf XLR, na Klasse! Da sich auf die Schnelle kein Adapter auftreiben ließ und mich die Effektgeräte vor Ort nicht überzeugen konnten, wurde kurzerhand auf den Einsatz von Hall und Delay verzichtet. Schließlich war an dem Abend kein Muschibubu-80er-Jahre-Liebeslied-Medley angesagt, sondern zünftiger Metal! Als weiterer Nervpunkt kam hinzu, dass die Polung bei den Insertbuchsen des Pultes immer mal wechselte, warum auch immer. Also musste dauernd umgesteckt werden, bis es ein Signal zum Outboard und auch wieder zurück und dann zur PA schaffte. So kann man auch Zeit totschlagen.
Beim Bühnenaufbau waren die Bands alle recht fix. Das hab ich bei anderen Kapellen auch schon ganz anders erlebt. So konnte zügig zum Soundcheck übergegangen werden. Und der hätte auch locker über die Bühne gehen können, wenn nicht der Bassverstärker ne totale Prinzessin gewesen wäre. Da konnten wir aufdrehen wie wir wollten, das Teil kam einfach nicht durch. Dies merkte auch der WSD-Karl und überlegte, ob er nicht doch lieber noch schnell seinen eigenen Amp holen sollte. Eine halbe Stunde vor Einlass überlegte er immernoch, sodass ich da etwas nachhelfen musste. Restless Dreams als erste Band musste sich jedoch mit dem vorhandenen Gerät arrangieren.
Als es dann ernst und die Bühne zum ersten Mal gestürmt wurde, klang das Ganze dann trotz des mittelprächtigen Soundcheck-ablaufs schon recht ordentlich. Das Schlagzeug hat gemetert, Gitarren und Gesang waren auch klar und druckvoll, nur der Bass war erwartungsgemäß noch etwas dünn. Im Verlauf des Sets konnte ich in Zusammenarbeit mit dem Triekonos-Tonman in Ausbildung noch etwas andicken, aber im Monitormix ging der Bass völlig unter und musste im Blindflug gespielt werden, Schade. Trotzdem waren die Jungs mit Spielfreude am Start und solange die Double-Base Attacken gut durchkamen, schien das Publikum auch zufrieden.
Dann war WSD am Zug. Mittlerweile war auch der Bassamp vom Karl eingetroffen. Da der Soundcheck vorher unter dem Bassproblem gelitten hatte, hatten wir uns noch auf einen zusätzlichen kurzen Line-Check verständigt. Zu unser aller Glück war ich ja mit den Jungs vertraut und alle Beteiligten sowieso alte Hasen im Live-Geschäft. So lief der Line-Check schön zügig und geregelt über die Bühne. Und dann ging es los, meine Güte!
Ich hatte WSD ja schon einige Male als Zuschauer in verschiedenen Örtlichkeiten erlebt, aber was da plötzlich los war, war einfach nur der Wahnsinn. Ein Druck, ein Brett, eine Energie, so hatte ich die Jungs noch nie gesehen. Da war ich schon ein kleines bisschen stolz auf mich, dass ich – okok, auch hier war es wie den ganzen Abend über eine gelungene Zusammenarbeit mit dem Trikonos-Tonman – denen so einen Sound auf den Leib schneidern konnte. Aber warum müssen Musiker ihre Instrumente immer brechend laut auf den Monitorboxen haben? Auf den Monitorwegen war nämlich kein EQ und somit keine Möglichkeit, Rückkopplungen durch schmalbandiges Absenken in den Griff zu bekommen. Also konnte nur bis kurz unter Fiepgrenze – wieder okok, ja es hat durchaus manchmal noch ordentlich gefiept – aufgedreht werden. Da half auch alles betteln vom Maik nichts. Aber nun kommt der Brüller: nach dem Gig sagt der mir, dass sein Amp wegen nem defekten Kabel sowieso gefiept hat wie Huf, es also gar nicht zwangsweise an zu lauten Monitorsignalen gelegen haben musste. Wer sich aber mit defektem oder allgemein unzureichendem Gerät zu nem Gig wagt, darf sich auch nicht wundern (siehe auch Bassamp).
Triekonos hatten dann die Arschkarte des Abends gezogen. Irgendwas war da zwischen Soundcheck und Auftritt ganz gehörig schief gegangen. Zunächst mal wurde auch der Bassamp vom WSD-Karl genutzt und wir mussten auch während des bereits laufenden Gigs etwas an den Amp-Einstellungen nachregeln, damit da ein brauchbares Signal rauskam. Das allein wäre aber gar nicht mal so schlimm gewesen. Doch aus irgendeinem Grund kam plötzlich aus dem Gitarrenverstärker nur noch ein laues mittiges Krächzen raus. Das klang beim Soundcheck noch ganz anders. Anstatt dass man sich langsam zurücklehnen konnte, musste hier nochmal mächtig geschraubt und geregelt werden. Irgendwie kam schließlich was halbwegs brauchbares zustande. Im Gegensatz zu den Vorbands war soundmäßig jedoch ein deutlicher Abfall zu hören. Schade, denn auch Triekonos haben gut gespielt und hätten als Headliner auch einen angemessenen Sound verdient. Es sollte an diesem Abend einfach nicht sein.
Im Allgemeinen ging das Event jedoch für alle Beteiligten (soweit ich das mitbekommen habe) glücklich zu Ende. Alle Bands wurden ordentlich abgefeiert und darauf kam es ja schließlich an. Auch ich hatte trotz meiner Aufgabe einen tollen Abend, dank den Bands, mit denen sich gut arbeiten ließ und die auch sonst recht lustig waren, sowie den Technikern der Halle5. Das ist ja in Musikerkreisen manchmal schon ganz schön verkrampft, wenn einzelne Personen oder Kapellen einen auf Künstler machen. Schön zu sehen, dass es auch mal locker und flockig untereinander zugeht.
Und dank der aufopferungsvollen Hingabe der Sarah, die es geschafft hatte, auf zwei Camping-Kochflächen ein perfektes Dinner zu zaubern, kam ich auch noch zu nem ordentlichen Abendessen.
Mein Fazit: Live-jobs fetzen; kaputtes Equipment rockt überhaupt nicht; egal wo, egal wie, habe immer alle möglichen Adapter am Start!
Auf der Heimfahrt lief übrigens Rihanna im Cd-Player. Irgendwann ist ja auch mal wieder gut.
In diesem Sinne
eighty