Jaa, es gibt mich noch …

Es geschehen noch Zeichen und Wunder … man hat tatsächlich mal wieder Zeit und Muße, sich den musikalischen Ergüssen zu widmen. Springtime in Baghdad wollen endlich mal gehört werden, also gibt es einiges zu tun.

Für das erste musikalische Lebenszeichen wurden bereits die Drums eingespielt, die Gitarren sind gerade in der Mache. Dabei ist mir mal wieder aufgefallen, WIE sehr sich die Tontechnik weiterentwickelt hat. Ich war in Sachen Gitarrensound schon von Beginn an neuen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen. Jahrelang war mein noch immer geschätzter PodXT mein einziger „Amp“. Mit immer mal wieder verfügbaren Geldreserven hat man sich dann aber doch so nach und nach ein paar Träume erfüllt, sodass mein Haupt-Setup mittlerweile doch recht klassisch daher kommt. Die Hauptsignalkette ist mittlerweile voll analog. Nur für ganz ausgefallene Sachen ist auch ein digitales Multieffektgerät vorhanden.

Nach wie vor bevorzuge ich jedoch für Audioarbeit die gemütliche Umgebung meiner Wohnung. Ins „richtige“ Studio geht es eigentlich nur für Drums und Gesang, weil sich da die Nachbarn doch zu recht beschweren würden. Aber wie bekomme ich nun meinen Mörder-Amp amtlich aufgenommen, ohne dass der Putz von den Wänden bröckelt? Hier greift nun wieder die moderne Technik. Mit einer DI-Box die hohe Eingangslasten verträgt und zudem über mehrere Pad-Schalter verfügt, wird das Amp-Ausgang-Signal aufgenommen. Irgendwann wird dies eine Palmer PDI-03 Einheit übernehmen, sodass man dank PowerSoak auch Vollröhren-Amps aufgenommen bekommt, ohne dass die Schaden nehmen. Da mein Randall aber Hybrid ist kann der auch ohne Last betrieben werden. Das macht die Sache deutlich einfacher.

recordings

Im Rechner wird dem Amp-Signal dann „nur“ noch eine Impulsantwort einer Gitarrenbox + Mic zugefügt und fertig ist der Sound. Was ich an dieser Methode so unglaublich toll finde:

Lautstärke: Der Amp kann ohne schlechtes Gewissen aufgedreht werden. Geht ja alles ins Audio Interface und da kann man wieder leise drehen oder sogar mit Kopfhörern Nachts arbeiten.

Flexibilität: Mein Sound am Amp ist ja durch langes Probieren recht fest eingestellt. Hier muss ich also nicht ständig an den Reglern drehen. Ich bekomme vom Amp ein stabiles und qualitativ gutes Signal in den Rechner und muss mir nicht die ganze Zeit Gedanken machen, ob ich das Mikro vor der Box doch noch nen Millimeter bewegen muss. Im Netz finden sich diverse Anbieter, die Pakete mit Impulsantworten von Gitarrenboxen für genau das oben genannte Verfahren anbieten. Oft sind da auch verschiedene Mikrofonabstände verfügbar. Da mein Sound auch keiner großen Mikrofonie-Experimente bedarf, habe ich schnell eine für mich optimale Option gefunden. Falls ich aber doch mal eine andere Nuance haben will, kann ich einfach eine andere Impulsantwort laden und gut ist.

Geschwindigkeit: Durch die feste Signalkette ohne Variablen wie Mikrofonabstände, die immer wieder neu ausgemessen werden müssten, bin ich sehr schnell aufnahmebereit. So kann ich auch Songideen oder Demos schnell abwickeln und muss dabei nicht auf mein gewohntes Setup verzichten.

Ich habe dadurch den Vorteil, dass meine Arbeitsweise in etwa so ist, wie zu meinen PodXT Zeiten. „Plug in and play“ sozusagen. Gleichzeitig bleibt mir dabei aber die Individualität meiner persönlichen Signalkette. Ich muss mich nicht auf ein Preset oder eine begrenzte Auswahl an Standard-Amps der Amp-Simulationen beschränken, sondern habe MEINEN einzigartigen Sound. Und das alles wie gesagt im heimischen Wohnzimmer!
Man könnte mir jetzt vorwerfen, dass das alles ja schon ein alter Hut ist. Die Faltungstechnologie gibt es ja schon ein paar Jahre. Aber zum einen gibt es seltsamerweise immernoch Hobby- bzw. Semipro-Studios, die sich den Aufwand einer Amp-Mikrofonierung antun und dank ungünstiger Mikrofonwahl und/oder Platzierung da ein suboptimales Ergebnis bekommen. Zum anderen freu ich mich einfach darüber, wie unkompliziert mittlerweile auch im Heimstudio wettbewerbsfähige Sounds zu schaffen sind.

… Wenn man jetzt noch nen Sänger hätte … (seufz)

In diesem Sinne

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